Wednesday, March 17, 2010

Es ist viel passiert...

Hallo!

Lange ist es her! Bei euch wird es mittlerweile endlich Frühling, während uns hier entweder der Spätsommer mit güldenem Licht, klaren Nächten und etwas weniger paralysierenden Temperaturen beglückt oder der Herbstwind uns Wolkenfetzen um die Ohren fegt.

Warum ihr so lange nichts gehört habt? Die Umstände. Es gab die eine oder andere Komplikation. Angefangen bei meiner Kreditkarte, die in Paris dazu benutzt wurde Geld abzuheben, obwohl ich überhaupt noch nie in Paris war… Die wollte also gesperrt und eine neue organisiert werden. Ums kurz zu machen: Es hat mich einige Nerven und Telefonate gekostet, aber letztendlich hat alles super geklappt.

Des Weiteren ist Lena am Zeckenfieber erkrankt und war für eine paar Tage außer Gefecht gesetzt, wodurch ich auch eine Zwangspause hatte und Krankenpflegerin gespielt habe.

Bei dem Versuch in Pietermaritzburg ein Konto für das Projekt zu eröffnen, durchlebten wir eine weitere Eskapade. Der Tag war nicht gerade von Glück und Erfolg geprägt: Schon morgens auf dem Weg in die Stadt gerieten wir, durch zwei vom Berufsverkehr verstopfte Autobahn-Spuren an den Rand gedrängt, versehentlich mitten hinein in die Großstadt Durban…Das war ein Durcheinander. Glücklicherweise fanden wir zufällig eine Schnellstraße, die uns wieder in die richtige Richtung brachte. Das mit dem Konto wurde dann leider nix, weil wir nicht das passende Visum vorweisen konnten. Schön, dass wir genau das vorher telefonisch abgeklärt hattenAuf der Rückfahrt wollten wir nur mal eben schnell in einer Mall in Durban direkt neben der Autobahn einkaufen. Leider verpassten wir die Ausfahrt. Ach, wir nehmen einfach die nächste, dachten wir. Entweder die Mall ist ausgeschildert oder wir fahren wieder auf die Autobahn in die andere Richtung und können dann bei der richtigen Ausfahrt abfahren. Pustekuchen! Eine derart schlecht beschilderte Stadt hab ich noch nie gesehen, geschweige denn befahren! Wir wurden regelrecht verschluckt von Schnellstraßen, die konsequent in die falsche Richtung zu führen schienen, Wohnvierteln auf Hügeln, die alle gleich aussahen, Baustellen und schließlich Slums, bei deren Durchquerung uns dann doch etwas mulmig wurde. Über zwei Stunden irrten wir durch die Gegend. In Südafrika hält mensch auch nicht einfach mal eben am Straßenrand an und fragt fröhlich plaudernd nach dem Weg. Nee, nee. Das musste auch wohl überlegt sein. Tankstellen und Supermärkte. Leider machten die Wegbeschreibungen immer nur kurz Sinn und zwei Straßen weiter waren wir wieder verloren. Mittlerweile waren wir schon einer Hysterie nah. Es wurde immer später und 1. hatten wir keine Lust im Dunkeln immer noch durch Durban zu cruisen 2. mussten wir bis 18h zurück im Naturreservat sein, weil dann das Tor dort schließt. Schließlich riefen wir Pravin an, der in Durban aufgewachsen ist. Er ließ sich kurz beschreiben wie die Gegend aussah, in der wir uns befanden und lotste uns dann live übers Handy zurück auf die Autobahn in die falsche Richtung zunächst. Anders ging es tatsächlich nicht. Erst als wir fast wieder in Pietermaritzburg waren, gab es eine Möglichkeit abzufahren und direkt wieder in die andere Richtung aufzufahren. Das ist doch mal eine sinnvolle Straßenführung!

Nun denn. Durch diesen ganzen Quatsch gerieten wir fürchterlich in Rückstand mit unserem Zeitplan und mussten ganz schön ranklotzen, um wieder aufzuholen.

Das war Mitte/Ende Februar. Anfang Februar dagegen verbrachten wir in Orirbi Gorge bei Heidi und Mike, einer Farmer-Familie, bei denen wir auch letztes Jahr schon untergekommen waren. Dort gehören wir bereits zur Familie. Das Wetter war unglaublich schön und die beiden waren nicht davon abzubringen, uns mit einem Freizeitangebot zu bombardieren, das sich gewaschen hatte („ihr könnt doch nicht immerzu arbeiten, ihr müsst doch auch mal was schönes machen und was vom Land sehen“). Neben meinem Geburtstag, an dem wir gediegen mit kariertem Tischtusch und Blümchen auf der Veranda frühstückten und zu einem Wasserfall wanderten, war ein großes Highlight, dass wir von Syd, einem Nachbarsfarmer, in einem kleinen Propeller-Flugzeug über die Wild Coast geflogen wurden.

Das war der absolute Hit! Die Topographie in Oribi Gorge ist ganz spannend. Es gibt ein Plateau, auf dem die Farmen liegen und Zuckerrohr angebaut wird und dieses wird in bestimmten Abständen immer wieder von dramatischen Schluchten durchzogen, auf deren Grund Flüsse fließen und in denen die Wälder erhalten geblieben sind (daher arbeiten wir auch dort). Das war jedenfalls sehr schick von oben zu sehen. Wir starteten ueber der huebschen Farm von Heidi und Mike und flogen dann eine der Schluchten bis zum Meer bei Port Shepstone hinunter und von dort die Küste gen Süden entlang. Die Küste von KwaZulu-Natal (unserer Provinz) ist sehr stark bevölkert und eine Siedlung klebt an der nächsten. Sobald wir aber über die Grenze zur nächsten Provinz flogen (Eastern Cape), war plötzlich aber alles leer und unbebaut.

Tja, aber seit März ist wieder alles in Ordnung. Morgens werden wir entweder hinten auf dem Pickup unsere jeweiligen Gastgeber sitzend zu unseren Flächen gefahren oder fahren uns selbst (je nachdem, ob wir gerade das Auto haben oder Lackson, unser sambischer Kollege). Dann richten wir uns erstmal häuslich ein in unseren Flächen. Schließlich verbringen wir meist drei Tage von morgens bis abends dort.

Mit dabei sind unsere Disneystühle-Klappstühle (denn Kinderstühle sind leichter zu tragen), unsere Provianttüte, unsere Teleskopschere, um Zweige von den hohen Bäumen runterzuholen, eine Heckenschere (Dornen und Dickicht sind allgege

nwärtig), Stöcke mit verschieden bunten Wimpeln zur Flächenbegrenzung, Maßbänder, Zollstöcke, Schieblehre usw. Dann bestimme ich auf einer Fläche von 500 qm Bäume und messe ihren Umfang (gar nicht so leicht manchmal),

während Lena Fraßschäden an jungen Bäumen und Keimlingen (auf 50 und 10 qm) aufnimmt. Und wenn die Bäume zu hoch sind?

Dann kraxelt entweder Lena, die viel größer ist als ich, auf den Baum und versucht es wie hier bei dieser riesigen Feige erfolgreich nochmal oder ich muss mit dem Fernglas gucken und auf dem Boden nach trockenen Blättern suchen. Abends zu Hause bestimmen wir dann noch weiter. Hier mit Heidis Hilfe, die eine begeisterte Hobby-Botanikerin ist. So viele Arten! Wirklich unglaublich!

Ja, so verfliegt die Zeit und trotzdem ist gerade mal die Hälfte der fünf Monate rum. Ich hoffe, uns bleiben weitere Komplikationen in Zukunft erspart und ich komme nun regelmäßiger dazu den Blog zu aktualisieren! Auf dass der Winter bei euch jetzt wirklich vorbei ist und ihr die ersten warmen Sonnenstrahlen genießen könnt!

Thursday, January 21, 2010

Ein Gruss aus dem Sueden!



Hallo ihr Lieben!

Ich bin seit Anfang Januar wieder in Südafrika. Diesmal zusammen mit Lena, die letztes Mal schon dabei war und die im Rahmen meiner Doktorarbeit ihre Diplomarbeit macht. Außerdem gibt es seit Herbst noch Lackson, einen Doktoranden aus Zambia, der ein echtes Herzchen ist und tolle afrikanische Geschichten erzählt (von kleinen Nilpferden die morgens Milch bekommen und auf dem Sofa sitzen, bis sie plötzlich zu groß werden, so dass das Sofa unter ihnen zusammenbricht).
Fünf Monate haben wir Zeit um wieder auf denselben Flächen wie letztes Mal die Diversität der Bäume und Keimlinge aufzunehmen. Lena beschäftigt sich derweil mit den Fraßschäden an den Keimlingen (Herbivorie) und der Insektenvielfalt in ihrer direkten Umgebung, die sie mit einem Klopfschirm (das einer Satelliten-Schlüssel nicht unähnliche Teil auf dem Foto) aufnimmt. Wir vergleichen Artenvielfalt und Regeneration des Waldes in verschiedenen Waldtypen, die da wären: zusammenhängender, geschützter Wald; kleine natürliche Waldinseln; Waldinseln in Eukalyptus-Plantagen; Waldinseln/Fragmente in Zuckerrohrfeldern (eine der vorherrschenden Landnutzung hier) und Sekundärwälder.
Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen, wir kennen uns aus, wir haben unsere Anlaufstellen, die Leute freuen sich uns zu sehen… zurück in der Feldarbeit…im Zweitleben. Nach ein paar Tagen in Pietermaritzburg, wo wir uns an der Uni haben blicken lassen, im botanischen Garten mit den Bäumen vertraut gemacht und unsere Materialeinkäufe erledigt haben, waren wir nun die ersten zwei Wochen im Vernon Crookes Nature Reserve (zur Erinnerung: Ostküste Südafrika, knapp 100 km südlich von Durban). Von dort sind alle Fotos. Hier war letztes Mal immer selten schlechtes Wetter, tagelanger Nebel und Regen; die Klamotten wurden gar nicht mehr trocken. Diesmal ist es erstaunlich trocken. Bisher nur zwei verregnete Tage. Wir hatten extra unsere Regenausrüstung aufgestockt und grandiose, dichte, gelbe Gummie-Anzüge (s. Foto) gekauft, von atmungsaktiv keine Rede.
Die mangelnde Kälte und Nässe hat wohl aber auch dazu geführt, dass es viel mehr Insekten und Co. gibt. So hatten wir einen beeindruckend großen Skorpion in der Hütte und regelmäßig welche in Gesellschaft von Geißelspinnen vor der Hütte. Leider verschwand er als wir reinkamen hinter einer Holzvertäfelung und ward nicht mehr gesehen. An beruhigt ins Bett gehen war nicht mehr zu denken… Lena verbrauchte etwa zwei Rollen Klopapier, bis sie alle Ritzen von dieser Vertäfelung zufrieden stellend abgedichtet hatte. Besser ist das. Jetzt hab ich auch mein Moskitonetz in Gebrauch aufgehängt.
In die berauschende Vielfalt im Walde haben wir uns ganz gut reingefuchst. Sahen am Anfang noch alle Bäume frustrierend gleich aus, sind es mittlerweile oft vertraute Vertreter. Den englischen Bestimmungsschlüssel kennen wir auch schon auswendig J
Morgen ziehen wir zu George um. Das ist der Farmer auf dessen Land wir in Zuckerrohr, Plantagen und Sekundärwald arbeiten. Ach ja, dort ist alles so schön schrullig, altmodisch-verstaubt und gemütlich.

Gehabt euch wohl und seid nicht zu neidisch auf den Sommer!

Alex

Monday, January 19, 2009

safari und erdnussraub



hallo mal wieder!
ihr habt hoffentlich alle das jahr phaenomenal gestartet und seid nun gut erholt nach den frostferien!
weihnachten in pietermaritzburg war sehr schoen mit plaetzchen backen, weihnachtsbaum und weihnachtsmusik. ja, und dann waren wir - wie bereits erwaehnt - an der grenze von swasiland in einem schoenen game reserve namens Itala und haben uns dort unsererseits praechtig erholt. die landschaft war wunderschoen, die tiere zahlreich und fotogen, nur die elefanten haben sich leider erfolgreich vor uns versteckt. bei einem gefuehrten hike sind wir fast einem nashorn in die arme gelaufen (dieses vom sicheren auto aus), was fuer das noetige adrenalin sorgte. schliesslich muss es sich auch ein bisschen nach wildlife anfuehlen :)
die machen ganz schoene haufen..hier ein dassie (klippschliefer), die ueberall zwischen den felsen rumwuselten.seit neujahr sind wir wieder bei der arbeit. das maeuse-fangen hat nun erstmal ein ende. jetzt laufen die samen-praedations-versuche. das sieht so aus, dass wir markierte und unmarkierte samen (erdnuesse und sonnenblumenkerne) offen und in maschendraht-wuerfeln (um zwischen kleinen und grossen tieren zu unterscheiden) fuer drei naechte auslegen und kontrollieren, wie viele weg sind bzw. ob welche von den markierten verschleppt wurden, wie weit, wohin, etc. . wir muessen unmengen samen markieren und unsere daumen sind schon voellig zerschlitzt vom zusammenbauen der vielen draht-wuerfel. auch wenn das hier eher wie die vorbereitung auf einen kindergeburtstag aussieht.auch hier gestaltet sich der tansport manchmal etwas abenteuerlich.. stellt euch vor, ihr muesst nun durch ein gebuesch kriechen ohne etwas zu verliergen oder haengen zu bleiben...so sieht das ganze dann aus, wenn es aufgebaut ist.und so funktioniert das mit der samenpraedation.

der zweite teil der arbeit besteht daraus, eike bei ihren beobachtungen am baum zu helfen. sie beschaeftigt sich mit samenausbreitung und das beeinhaltet u.a., dass sie sich von 6h bis 13h vor den baum und beobachtet welche voegel wieviele freuchte fressen. da das wetter so schlecht war, sind die fruechte nicht rechtzeitig reif geworden und so rennt uns nun die zeit davon. so sitze ich nun auch, wenn es die samen-praedationsexperimente erlauben, mit einem fernglas bewaffnet im campingstuhl vor einem baum und bilde mich ornithologisch. trotzdem haben wir unseren aufenthalt hier um 2 wochen verlaengern muessen, so dass wir nun erst am 15.2. zurueckkommen.

so ist das. ich freu mich auf zu hause und darauf euch alle wiederzusehen!! seid gedrueckt und bis bald, Alex

Sunday, December 21, 2008

die affen rasen durch den wald..

hallo, hallo!!
.. bzw. rasen sie eher durch das zuckerrohr! jeden tag sehen wir kleine gruppen grauer, kniehoher affen mit schwarzen gesichtern (vervet monkeys), eine stange zuckerrohr zwischen den zaehnen, die vor uns auf der flucht davonrasen.
heute ist unser erster wohlverdienter urlaubstag. so komme ich doch noch mal in den genuss mich bei euch zu melden! danke fuer die vielen weihnachtsgruesse, das freut, wenn man soweit weg ist :)
wir arbeiteten weiterhin in vielen wegsamen und unwegsamen vegetationsformen. gerade gestern mal was ganz neues: knapp 2m hohe, anschmiegsame grossblaettrige pflanzen.. das war total nett!

ja, bei uns ist endlich der sommer ausgebrochen. das war sowas von ueberfaellig. vor einer woche sassen wir noch bibbernd und schlechtgelaunt in der mittagspause im nebel und fragten uns, ob wir hier wirklich in afrika waren..auch die zuckerfarmer waren schon ganz verzweifelt, weil alles so aufgeweicht und matschig war, dass sie mit ihren riesenmaschinen nicht ernten konnten und alles von hand zu den ladestationen getragen werden musste, wo mam knoecheltief im schlamm versank. die eile wa noetig, weil die zuckermuehlen am 20.12. fuer drei monate zumachen und was an zuckerrohr bis dahin nicht drin ist, haelt sich nicht, sondern muss verbrannt werden.
aber dann fing vor einer woche die sonne an zu scheinen und alles wurde gut! fast jeden tag strahlend blauer himmel und 30 grad, juchu, juhu! bei grossartiger stimmung arbeiteten wir nun in dem privaten reservat des farmers George bei dem wir auch wohnen konnten. die allabendliche pool-session war auch famos!das reservat traegt den schoenen namen Montezuma, es gibt zebras, gnus, giraffen, strausse, jede menge antilopen ... und eine grosse herde rinder. jeden morgen fuhren wir in einer ruckel- und schaukel-partie die total ausgewaschene strasse soweit es ging. vorbei an wellblech-gedeckten rundhuetten aus lehm. frauen mit leeren kanistern auf dem kopf kamen uns entgegen um wasser zu holen. alle strahlten und winkten herzlich. wir auch. arbeiten war eine wucht!
da wir ziemlich viel laufen mussten um zu unseren flaechen zu kommen, nahmen wir uns kurzerhand wieder die zwei arbeiter als trage-hilfe, die uns auch schon die loecher fuer die eimer gegraben hatten. Vusi, der gaertner, und Bhegezize, der game guard(patroulliert im reservat wg. wilderei). hach, wir haben sie richtig liebgewonnen. unser Zulu macht bescheidene fortschritte und kommunikation ist weiterhin eine herausforderung. aber sie haben mitlerweile schon verstanden, dass wir nager und spitzmaeuse fangen. auch wenn sie weiterhin die koepfe schuetteln, wenn sie beobachten wie wir liebevoll erdnussbutter-haferflockenbaellchen formen und die fallen damit bestuecken. so kam Vusi neulich mit einer baby-spitmaus an, die er gefunden hatte. allerliebst.
ich schmeisse zwischendurch immer wieder eine runde kippen um die motivation oben zu halten... sie fluchen trotzdem viel. schliesslich geht es jedesmal um je 8 eimer und jede menge zaeune (wir tragen die metallfallen in den grossen rucksaecken), die bei der hitze zum auto gelangen sollten.

Eike sprang dann ein, als der stock zum saecke-tragen immer kuerzer geworden war...

..und entschied sich dann aber schnell fuer die afrikanische trageweise, was die arme entlastete.

tjaja, so ist das hier, bei der schoenen feldarbeit! nun sind aber wie schon mehrmals erwaehnt ferien bis sylvester und wir fahren morgen nach Pietermaritzburg um bei Freunden weihnachten zu feiern und dann am 26. auf safari zu duesen.

ich hoffe, ihr geniesst das geschlemme und die feierei genauso wie wir! nochmal schoene weihnachten und einen guten rutsch!

auf wiedersehen, Alex